Bevor ich mit meinem Bericht beginne, möchte ich wieder mit der Danksagung beginnen.
Zuerst möchte ich wieder meiner Familie, also meiner Frau Anneke und meinen Kindern Jelsa und Tido und unseren Hunden Trude und Püppie, dafür danken, dass sie mir weiterhin ermöglichen auf diese Reise zu gehen – innerlich wie äußerlich. Ihr seid meine besten Lehrmeister*innen!
Ich danke aus .efstem Herzen allen Tieren, von denen wir unrechtmäßig nehmen was ihnen gehört,
um uns zu ernähren und zu kleiden. Ebenso danke ich unserer Erde mit all ihren Pflanzen und dem
Wasser dafür, dass sie unseren Hunger und Durst s.llen und unseren Körpern Heilung zuteilwerden
lassen. Der Sonne danke ich für ihre lebensschenkende Kra3 und Wärme.
Auch meinen Arbeitgebern Felix, Christoph, karosch, Jonas und Gerrit sowie meinen Kolleg*innen
Chris.an, Stefani, Lars, Leonie, Nisha, Lennard, fridi, Malte und Johanna möchte ich danken, dass sie den finanziellen und dienstlichen Rahmen bereiten, um meine Teilnahme an der Jahresausbildung umsetzen zu können. Danke auch für euer Interesse und den Austausch zu den Modulen. Ebenso möchte ich auch allen anderen Pfadis danken, die mich mit Interesse über diese Ausbildung ansprechen.
Meinen Freunden mit ihren Familien und meinen Bands danke ich dafür, dass sie mein Leben
bereichern, für mich da sind und Interesse an dem bekunden, was ich hier erfahre und lerne, und mich bei meinem Scheitern mit dem Bow drill begleiten 🙂
Und natürlich danke ich Johanna und Tanja dafür, dass sie uns an ihrem Wissen und ihren Erfahrungen und Fähigkeitenhaben teilhaben lassen. Genauso danke ich erneut Verena, Andreas, Frank, Florian, Jonas, Sarah, Jessica, Oliver, Hebriette, Ludger und Nanuq und darüber Ich
freue mich total mit Sarah zusammen den Unterclan der Rabenkrähen zu bilden. Ich durfte wieder viel von und mit euch lernen und freue mich, dass unser Clan bei diesem Modul durch großartige Menschen bereichert wurde.
Freitag
Ich war im Vorfeld am meisten auf die neuen Clanmitglieder sowie das Wetter gespannt, und ob unser Clan heile durch die Witterung kommt. Neues Modul – neuer Tarpaufbau war mein Motto. So war ich diesbezüglich auch gespannt, ob ich nachts warm und trocken bleiben würde. Ebenso habe ich mich auf das Testen meiner restlichen Ausrüstung gefreut, da ich mich nicht erinnern kann, wann ich im November das letzte Mal ein ganzes Wochenende komplett draußen verbracht habe.
Leider konnte Florian dieses Modul krankheitsbedingt leider nicht miterleben. Dafür wurde der Clanaber durch Henriette (Henni), Ludger und Sarah bereichert. Sarah durfte ich bereits während der
Anfahrt zum Campingplatz kennenlernen, da wir gemeinsam mit dem Auto angereist sind. Es warwieder faszinierend für mich, wie vertraut ich mich mit allen gefühlt habe, obwohl wir erst so wenig Zeit (mit den einen 3 Tage, mit den anderen ein paar Stunden) miteinander verbracht haben. Es warschön, alle Clanmitglieder des ersten Moduls wiederzusehen und in den Arm zu nehmen.
Auch Björn konnte dieses Mal leider nicht dabei sein. Dafür war jedoch Tanja an Johannas Seite. Sie
absolvierte im Rahmen ihrer Advanced Survival Guide Ausbildung ihr Prak.kum und hat an allen
möglichen Stellen im Ablauf unterstützt. Ich fands schön jemanden dabei zu haben, der in der Ausbildung schon weiter ist, aber dennoch in der Ausbildung steckt.
Beim Lageraufbau war ich positiv überrascht, da es diesmal auch ein großes Gemeinschaftstipi gab. Ich bin im Vorfeld davon ausgegangen, dass wir uns wieder ausschließlich auf der Feuerinsel auFalten würden. Damit rückten einige Fragezeichen bezüglich des Wetters für mich wieder in den
Hintergrund.
Da im Vergleich zum letzten Modul die Aufgabenbereiche Essen (Osten), Feuer hüten (Süden), Wasser (Westen) und Facility Management (Norden) unter den Subclans rotierten, galt es für Sarah und mich (Rabenkrähen) sich schnell ums Essen zu kümmern. Der Süden war flott mit dem Feuer entzünden, so dass der Gemüsetopf schnell Verzehrbereit war. Zusätzlich gab es noch auf dem Feuer gebratene Maronen. Im Anschluss ging es im Tipi weiter. Zu Beginn räucherten wir zunächst.
Im Anschluss ging der Redestab rum. Ich habe interessiert und gebannt zugehört, was bei den anderen Clanmitgliedern seit unserer letzten Zusammenkunft passiert bzw. was Ludger, Henni, Sarah und Tanja von sich zu erzählen hatten. Zum Abschluss hat Johanna 5 Geschichten erzählt, die sich in irgendeiner Form im Verlauf des Wochenendes wiederfinden könnten.
Samstag
Nach einer trockenen und verhältnismäßig warmen Nacht begann der Tag mit gutem Wetter und dem Zubereiten des Frühstücks – es gab das altbekannte und sehr leckere Obst-Honig-Marmeladen-Müsli Ich fand es schön meinen Aufgabenbereich mit Sarah zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Im Anschluss starteten wir wie gewohnt mit dem Räuchern sowie mit einer Redestab-Runde in den inhaltlichen Teil des Tages.
Wir machten uns auf den Weg und verließen den Campingplatz. Nach kurzer Strecke machten wir an einem Feld halt. Hier wartete die erste Aufgabe auf uns. Wir sollten Trittsiegel aus dem Gedächtnis nachzeichnen. Insgesamt handelte es sich um drei verschiedene Trittsiegel von vermutlich wilden Tieren. Ein Trittsiegel ist der Abdruck den ein Fuß, ein Lauf eine Pfote usw. im Boden hinterlässt. Je nach Form, Tiefe, Bodenbeschaffenheit und Wettersituation kann ein Trittsiegel Aufschluss und Informationen über das (in unserem Fall) Tier geben und wann es dieses Trittsiegel hinterlassen hat. Nachdem wir drei Trittsiegel untersucht und gezeichnet hatten, kamen wir zusammen, um über unsere Beobachtungen (ohne zu interpretieren) zu sprechen. Hierbei wurde mir erst der umfassende Detailreichtum eines Trittsiegels bewusst. Wie tief ist der Abdruck? Wie ist der Untergrund beschaffen? Ist die Erde getrocknet? An welchen Stellen ist sie schon getrocknet? Was bedeutet das eingetretene Blatt in der Mitte des Siegels – usw.? Es ging darum möglichst viele Fragen an das jeweilige Trittsiegel zu stellen.
Das Prinzip des Fragenstellens sollte sich durch einen Großteil des Tages ziehen. So auch bei der
anschließenden Sitzplatz-Übung. Diese startete wie sonst auch. Jedoch galt es nach der anfänglichen Sinnesmeditation seine Umgebung möglichst ununterbrochen mit Fragen zu „löchern“: Wann werdet ihr Blätter wohl vom Baum fallen? Wie lange hängt ihr da wohl schon? Wie alt mag wohl der Baum sein, an dem ihr hängt? Wie lange braucht ein Blatt zum Fallen auf den Waldboden? Warum rauscht ihr Blätter, wenn der Wind durch euch weht – usw.? Die Idee ist in das Prinzip des Coyote-Teachings einzusteigen und nicht sofort nach einer konkreten Antwort zu suchen, sondern sich vielmehr mit den Fragen zu beschäftigen. Eine Antwort beendet meist die Reise zur Antwort.
Nachdem wir für das Mittagessen, welches Tanja schon vorbereitet hatte, ins Lager zurückgekehrt sind, ging es nochmals raus in die Umgebung. Wir setzten uns am Waldrand zusammen und lauschten Johanna die uns über das Coyote-Teaching erzählte. Wie im ersten Bericht schon erwähnt, erinnert mich diese Art des Lehrens und Lernen sehr an das Learning by doing-Prinzip. Je nachdem wo sich der/die Trainee gerade auf dem Lernweg aufhält gilt es sich als Trainer (Coyote) mal mehr zu zeigen und mal weniger, und eher wage zu bleiben. Zu erkennen „wie sehr man sich zeigt“ und wie sehr man „im Verborgenen bleibt“, um jemand anderen auf seinem Weg weiterzubringen stellt für mich die Kunst und gleichzeitig die Herausforderung dieser Methode
dar. Wenn wir beispielsweise Johanna oder Björn eine Frage gestellt haben gab es meistens keine eindeutigen Antworten sondern eher weitere Fragen – außer es geht ums Chili!
Bei der nächsten Aufgabe wurde es wieder praktisch. Ein wesentliches Bedürfnis (wenn nicht sogar das zentralste) beim Leben in der Wildnis ist das Bedürfnis nach einem Unterschlupf. Er bietet Schutz vor Kälte, Nässe oder auch Hitze. Bei einbrechender Dunkelheit galt es in zwei Kleingruppen eine Laubhütte zu bauen, in der man prinzipiell nur mit der Kleidung, die man trägt, nächtigen kann. Dabei war es wichtig eine geeignete Unterkonstruktion aus toten Ästen zu errichten, um diese mit einer dichten Schicht Laub zu bedecken und den Innenraum komplett mit Laub aufzufüllen. Leider reichte die Zeit nicht, um die Laubhütte fertig zu bauen, aber die Herangehensweise wurde klar, und wir haben bis zum nächsten Modul noch genug Zeit unsere eigene Laubhütte zu bauen und zu erproben.
Abends gab es ein leckeres Chili, welches wir in gemütlicher Atmosphäre im Tipi zu uns nahmen. Ich
muss sagen, das Tipi stellte für mich eine ungemeine Bereicherung und Erleichterung dar – Thema
Unterschlupf.
Inhaltlich widmeten wir uns in der letzten Einheit des Tages der Frage wie sich unsere vorhandenen Gehirnmuster auf unsere Wahrnehmung und damit auch auf unser Verhalten auswirken. Letzendlich bildet sich ein Kreislauf, der sich immer wieder selbst bestätigt. Wir haben uns darüber unterhalten, wie man diesen Kreislauf bei Bedarf beeinflussen kann, um eine Veränderung in unseren Gehirnmustern zu ermöglichen. Unsere Gehirnmuster (auf Erfahrungen und
Gelerntem basierende Beurteilungen und Bewertungen) bestimmen wie wir uns und unsere Umwelt wahrnehmen. Daraus ergibt sich eine allgemeine Einstellung oder Weltsicht (Annahmen) gegenüber meiner Umwelt. Diese wiederum haben Einfluss darauf, wie ich mich ihr gegenüber Verhalte.
Meine Eltern haben mir immer gesagt „Matsche ist ekelig“ oder geflucht, wenn die Hose mal matschig wurde (Gehirnmuster), also nehme ich Matsch oder Dreck oder Natur als etwas ungewolltes wahr. Daraus entsteht bei ausreichender Wiederholung die Einstellung oder auch Weltsicht, dass es besser ist sauber zu bleiben und Matsche/Dreck/Natur zu meiden. Also halte ich mich eher drinnen, in Städten oder in Hotels auf (Verhalten) und sage auch meinen Mitmenschen, dass das besser so ist. Im Hotel oder auf der Couch ist es auch sehr angenehm zu sitzen. Es ist sauber und trocken und gemütlich (sinnlicher Input), was wiederum mein vorhandenes Gehirnmuster bestätigt.
Innerhalb dieses Kreislaufes kann man an letzter Stelle ansetzen, um einen neuen Kreislauf in Gang zu bringen. Es gilt den Fokus der Aufmerksamkeit zu verändern und das was vorher als zu vermeiden abgespeichert war mit positiven Emotionen zu besetzen. Also beim Beispiel „Matsche ist schlecht“, können wir versuchen durch Spiele, die in der Natur stattfinden und die mit einer packenden Geschichte verbunden sind, diese Gehirnmuster durch „Draußen mit anderen verstecken spielen macht riesig Spaß“ zu ersetzen. Denn beim Verstecken spielen im Wald mit begrenzter Zeit zum Verstecken, kommt man nicht drum herum sich dem Waldboden zu nähern. Dies wird jedoch zur Nebensache, da der Fokus der Aufmerksamkeit auf das Verstecken, das Spielen gelenkt wird.
Ein interessantes Thema wie ich finde, aus dem auch Fragen zu unseren eigenen vorhandenen
Gehirnmustern entstanden.
Den Abschluss des Abends stellte schließlich mein persönliches Highlight des gesamten Moduls dar:
Franks A capella-Darbietung von Louis Amstrongs „What A Wonderfull World“. Ich fand das sehr
beeindruckend und berührend – Danke Frank!
Sonntag
Nach dem Frühstück und dem morgigen Ritual (Räuchern, Redestab) haben wir uns ins Tipi verkrochen, um uns in zwei Gruppen über unsere Journals auszutauschen. Wir sollten uns bis zum zweiten Modul mit den Gefahren der Natur (Unterkühlung, Zecken, Hanta-Virus, Fuchsbandwurm, Tollwut, Knollen) auseinandersetzen. Nach informativen und regen Gesprächen fanden wir uns vor dem Tipi mit unseren Bow Drill Sets zusammen und tauschten uns über unsere bisherigen Erfahrungen aus. Mit dem Bow Drill hatte ich mich etwas eingehender beschäftigt und konnte nun von meinen bisher gesammelten Erkenntnissen berichten.
Anschließend durften wir aus großen Steinen einen Kompass (also die Himmelsrichtungen) auf dem Boden legen. Dieser entpuppte sich schließlich als Medizinrad. Man könnte das Medizinrad als vielschichtiges Modell, Konstrukt oder Idee bezeichnen, welches in vielen indigenen Kulturen zu finden ist.
Der Kreislauf beginnt im Osten, da wo die Sonne aufgeht oder neues Leben geboren wird. So kann
der Osten auch als Neuanfang oder, bezogen auf einen Jahreszyklus als Frühling bezeichnet werden.
Wandert man auf dem Medizinrad weiter, kommt man als nächstes im Süden an. Der Weg zum Süden repräsentiert den Übergang vom Kind zum Erwachsenen. Im Süden herrscht Sommer, Energie, hohe Aktivität und Produktivität. Dies ist der Zeitraum, in welchem wir unsere erlernten Fähigkeiten anwenden und ausfeilen.
Es geht weiter in den Westen. Wir kommen im Herbst an und es ist Zeit für die Ernte und den Blick nach innen zu richten. Das Tempo wird reduziert. Wir bewegen uns auf den Abend des Lebens zu, so wie auch die Sonne im Westen untergeht.
Der Norden schließlich steht für die vierte Phase des Medizinrades. Hier stehen Aspekte wie Nacht,
Innenschau, Winter, Ruhe und Tod im Zentrum. Der Norden ist aber auch Weisheit und wir sind nicht
mehr Lernende, sondern lassen andere von unseren Erfahrungen profitieren. Nach außen sind wir
kaum noch aktiv, bereiten uns aber innerlich auf den anstehenden Wandel vor – wie auch immer
dieser Wandel Aussehen mag. Ein Teil muss einschlafen, damit ein anderer wieder erwachen kann –
so schließt sich der Kreis. Den Zyklus, den ein Medizinrad darstellt, kann man beispielsweise auch auf greifbare Dinge wie Veranstaltungen oder Projekte anwenden.
Eine schöne Überraschung wartete im Anschluss auf uns, denn Sylvia, die Campingplatzbetreiberin ließ uns den Eisschrank ihres Hofladens plündern. So konnten wir uns frisch gestärkt im Tipi einfinden, um uns Johannas Literaturtipps zu widmen und den nächsten Zwischenmodulspaß entgegenzusammen.
Nun ging es dem Ende des Moduls entgegen und der Redestab ging ein letztes Mal rum. Dann ging es in den Abschiedskreis und wir sangen unser letztes Lied für diese Modul zusammen.
Bevor wir offiziell auseinandergingen, verabschiedeten wir uns mit der Bärenumarmungsrunde voneinander. Beim Abbau des Lagers fing es dann noch an zu regnen, was der Stimmung aber
keinen Abbruch tat.
Ho!
Max Herlyn